Die erste Zeit

20.05.2013 14:31

 

Cheerio an Alle!
Ich bin jetzt seit 2 Wochen in Vancouver und es kommt mir vor wie Monate. Vielleicht liegt es daran, dass es hier viel zu sehen gab und gibt oder vielleicht einfach daran, weil hier viel geschieht, wenn der Tag lang ist. Passiert ist in der Tat schon viel. In den bisherigen 2 Wochen Vancouver Aufenthalt kamen schon einige Ereignisse zusammen: 4 unterschiedliche Unterbringungen, mein erster Job, ein geklautes Fahrrad, coole Pubs,  und offene, kontaktfreudige und hilfsbereite Leute. Aber am besten der Reihe nach...
Am Tag meiner Anreise kam ich nach 10,5 Stunden Flug von Frankfurt nach Vancouver gut und mit großen Augen am Flughafen an. Das erste, was mir auffiel war, dass am Vancouver Flughafen sau wenig los war und alles total übersichtlich ist und man irgendwie immer exakt wusste, wo man hin muss. Im Flieger habe ich jedenfalls einen kennen gelernt, der noch planloser nach Kanada reist wie ich, was mich irgendwie ein bisschen beruhigt hat. Er hat jedoch vor nur 2 Monate hier zu bleiben. Wie auch immer. Die Zeit im Flieger ging schnell rum. Zumal ich viel Unterhaltungsmaterial dabei hatte. Zum einen das super lustige Freunde Buch, was nicht ironisch gemeint ist und zum anderen Kevin´s sau coolen Mix, den er für meine Reise hammermäßig maßgeschneidert hat, was ebenfalls nicht ironisch gemeint ist. Also beides hat mich sehr gefreut und mir im Flugzeug ein paar Lacher bzw. kopfnickende Momente beschert. Danke dafür, Dudes! Dann gab es natürlich noch Essen, 2 Filme, 1 Gin Tonic, eine rieeeeeeesen Aussicht über die Rocky Mountains und schon war der Flug vorbei. Als nächstes musste ich irgendwie an mein Visum kommen, was erst endgültig am Flughafen bei der Einwanderungsbehörde ausgestellt wird bzw. einfach in den Reisepass getackert wird. Bis zur Aushändigung des Visums hat man nämlich nur einen sogenannten POE - Introduction letter. Zum Glück war bei der Einwanderungsbehörde nicht so viel los und das ganze Prozedere ging ziemlich schnell. Ich bin zu einer Beamtin gekommen, die lediglich nach dem Grund meines Aufenthaltes gefragt hat, meinen POE und Reisepass sehen wollte. Abfertigung + Wartezeit vielleicht gerade mal 20 Minuten. Das war schon mal richtig tight, wenn ihr versteht was ich meine. Dann konnte ich nämlich endlich mein Gepäck vom Band ziehen, die letzten Meter im Flughafen zurück legen, aus der Schiebetür austreten und das erste mal Canadian Luft schnuppern! Awesome, wie sie hier in jedem zweiten Satz zu sagen pflegen! Die Fahrt mit dem Skytrain vom Flughafen bis Downtown geht auch ziemlich schnell. Man ist in 20 Minuten da und es kostet einen 2,75 $. Als ich am Vancouver City Centre ausstieg, stand ich da, mitten in Downtown, mit meinen Sachen auf´m Rücken, der Beschreibung zum Hostel in der Hand, und einem immer größer werdenden Grinsen im Gesicht. Wie so ein richtiger Backpacker eben! Haha. Keine zwei Schritte gemacht, kam auch gleich ein Vancouverite (Einheimischer) auf mich zu und fragte ob man mir helfen könne. Das Englisch, das ich raus bekam, reichte schon mal aus um der netten Frau zu sagen wie die Adresse lautet. Mein Hostel lag nur 2 Blocks entfernt. Dort dann angekommen, und das früher als gedacht, musste ich nicht das Resident Evil Rätsel mit dem Schlüssel lösen, das für diejenige ist, die nach 20:00 Uhr dort anreisen. Die Reception war also noch besetzt und das erste was mir auffiel, war der Gras Geruch, der daraus kam. Dementsprechend lustig verplant war der Mitarbeiter des Hostels dann auch und gab mir die Zimmerschlüssel. Ich teilte mir ein Zimmer mit zwei Australiern und einem Franzosen. Der Franzose war der übelste Hippie und sprach auch nicht gerade das allerbeste Englisch, aber er war lustig und man konnte sich ganz gut unterhalten. Mit den 2 Australiern ebenso. Da es dann schon dunkel war und ich müde, bin ich nach einer Dusche ins Bett gefallen. Geschlafen habe ich jedoch kaum, da der eine Australier geschnarcht hat wie ein Wahnsinniger, von draussen Sirenen und irgendwelche Vögel zu hören waren (Echte Vögel, keine komischen Leute). Nichtsdestotrotz fing der erste richtige Tag in Vancity gut an. Bei bestem wolkenlosen blauen Himmel und 25 Grad. Nachdem ich gemerkt hatte, dass das Hostel kein Frühstück bietet, bin ich mit einem Stadtplan durch Downtown gezogen um mir meine ersten Pancackes mit Ahornsirup und ´nem Kaffee zu holen. Waren natürlich awesome! Wieder in Downtown und mit dem Stadtplan vor´m Gesicht, kam die nächste Frau auf mich zu mit der Frage ob alles okay wäre. Das ist hier wirklich krass oder es lag einfach an meinem immerfragenden Blick! Jedenfalls habe ich mich dann für einen Ausblick vom Vancouver Lookout entschieden (ein Hochhaus mit 360° Aussichtspalttform). Von dort oben erhält man erstmal den besten Überblick. Man blickt einmal in Richtung Berge, Pazikfik, sowie der Stadt ansich. An der einen Horizontseite sind auch Hügel der Vereinigten Staaten zu erkennen. Bei gutem Wetter wirklich empfehlenswert und auch die 15 $ wert. Nachdem ich alles von oben überblicken konnte, bin ich am Hafen entlanggeschlendert um mir schließlich ein Fahrrad zu leihen, womit man hier richtig gut voran kommt wegen der vielen Radwege im und um das Stadtgebiet. Ich bin damit dann komplett einmal um Vancouver gefahren mit einem Stop am Strand (English Bay). Nach dem Tag hatte ich übrigens Sonnenbrand. Den ersten seit ewiger Zeit mal wieder... Und den aus Kanada...
An warmen, sonnigen Tagen lassen die Vancouverites alles stehen und liegen und gehen in die Parks, Sport- und Freizeitplätze und zu den Stränden der Stadt. Das wird hier in vollen Zügen genossen, denn Vancouver gilt als sehr regenreiche Stadt. Hier kann man sich sehr gut an 1, 2 Sachen orientieren, um den Durchblick zu behalten. Ich mache das mithilfe des Grouse Mountain (der Hausberg Vancouvers, der im Norden - North Vancouver ist). Damit und durch die gute Aufgliederung in Blocks (fascht wie in Monnem) findet man sich schnell auch ohne Stadtplan zurecht. Die nächsten Tage habe ich dann genutzt um alles Organisatorische zu erledigen. Um arbeiten zu dürfen, braucht man hier eine sogenannte Social Insurance Number, kurz SIN. Ausserdem ein kanadisches Bankkonto, worauf der potentielle Arbeitgeber dann die hartverdienten Bugs überweist. Abends im Pub habe ich mir das Playoff Spiel der Vancouver Canucks gegen die San Jose Sharks auf angeblich Vancouvers größten Leinwand angeguckt. Sie war wirklich sehr groß und in vielen Pubs gibts zu solchen Anlässen immer ein Unterhaltungsprogramm mit DJ oder einem Fritzen, der in den Drittelpausen herumgeht und ein Quiz mit den Leuten macht. Zu gewinnen gabs dann natürlich Canucks Fan Stuff. Auf jeden Fall saß ich mit meinem Bier und meiner Pizza (die nebenbei übelst schäbig geschmeckt hat) nicht lange alleine herum. Ein Mitarbeiter, der selber mehr gechillt und getrunken hat, hat zu mir gesagt ich solle zu ihnen mit an den Tisch kommen, wäre lustiger. Hier kommt man wirklich sehr schnell und einfach in ein Gespräch. Vieles habe ich natürlich mit Händen und Füßen erklärt, aber ich glaube mein Englisch hat sich schon ganz gut gemausert. Nach dem Spiel sind wir dann noch ins Cambie weitergezogen (The Place to be for drinking in Gastown). Gastown ist übrigens Vancouvers Jungbusch, also Szeneviertel. Wobei sich überall gute Pubs befinden. Die Jungs habe ich dann zwei Tage später wieder getroffen, wo wir das letzte und entscheidene Spiel der Canucks geguckt haben. Sind gegen die Sharks rausgeflogen. Mittlerweile war ich schon in meinem zweiten Hostel (The Cambie), in dem ich auch meinen ersten Job als Tellerwäscher bekommen habe. Meine Taktik war so, dass ich mit meinem englischen Lebenslauf von Laden zu Laden bin und einfach nach Arbeit gefragt habe. Da ich nicht wählerisch bin, habe ich den Job angenommen und decke mit dem, für den ersten Monat zumindest, meine Ausgaben. Und man weiss ja, wie die Story des Tellerwäschers so weiterverläuft! Haha. Ich arbeite dort 4x die Woche. Dienstag und Mittwoch in der Mittagsschicht und Freitag und Samstag nachts. Nachdem die Nächte im zweiten Hostel auch schon wieder rum waren, bin ich für´s erste zu Acassio (ein brasilianischer Student) gezogen. Er ist einer von denen, die ich im Pub kennen gelernt habe und er hat mir angeboten bei ihm zu wohnen. Voll korrekt! Vor meiner ersten Nachtschicht im Cambie, was ein Hostel und Pub zugleich ist, habe ich mir sein Fahrrad geborgt. Das hat er mir auch angeboten. Ich bin also zum Cambie gefahren und habe das Fahrrad im Hinterhof an einer Stange abgeschlossen. Nachdem ich um halb 3 aus dem Cambie raus bin, war es weg. Was ich bis dato nicht wusste - Gastown ist bei Nacht nicht gerade die beste Gegend, weil sich dann dort viele Obdachlose und Drogenabhängige aufhalten. Gerade eine Straße weiter vom Cambie nämlich ist die East Hastingsstreet (die dafür bekannt ist, dort lieber nicht durchzulaufen). Das ist nunmal auch eine Seite Vancouvers. Ich habe bisher in noch keiner anderen Stadt so viele Obdachlose und bettelnde Menschen gesehen wie hier. Das ist wirklich übel und traurig! Ich weiß jetzt zumindest, dass ich in Vancouver nie wieder ein Fahrrad stehen lasse. Auch wenn es angeschlossen ist. Zum Glück hat Acassio darauf ganz gelassen reagiert. Ich habe ihn auf dem Nachhause Weg angerufen, ihm die Sache erklärt und gesagt, dass ich ihm ein Neues besorge. Das macht man hier am besten über craigslist.ca (die Adresse für Wohnungssuche, Jobsuche oder Gebrauchtartikel). Hier läuft alles über Craigslist. Ist echt eine gute Sache. Ich habe ihm ein paar Tage später auch schon wieder ein gebrauchtes besorgen können. Im Cambie macht man neben dem dish washing in der Nachtschicht auch noch die Pommes, mithilfe einer Art Presse, in die die Kartoffel rein kommt und man den Hebelarm runterdrückt. Die Pommes fallen dann in einen Eimer, den man mit Wasser füllt und in die Kühlung stellt. Ausserdem macht man nebenbei auch noch die Burger Buddies (Salatblatt mit der Tomate drauf). In den darauffolgenden Tagen habe ich mir dann weitere Ecken Vancouvers angeguckt, wie z.B. Granville Island. Dort kommt man von Yaletown mit einem Wassertaxi hin. Man fährt so etwa 15 Minuten. Granville Island ist eine altes Hafenviertel, das wiederhergerichtet wurde und jetzt so eine Art kulturelles Viertel ist. Dort befinden sich Restaurants, Markthallen mit Essen aus der ganzen Welt, Boutiquen und Straßenkünstler. An einem anderen Tag habe ich den Stanley Park mit dem Fahrrad erkundet. Es ist der drittgrößte Stadtparks Nordamerikas. Überall sind Totempfähle mit Schnitzungen der Natives, die echt krass aussehen. Das lohnt sich auf jeden Fall. Das beste bisher war aber auf alle Fälle der Grouse Mountain, auf den man mit einer Gondel kommt oder erlaufen kann. Da ich an dem Tag spät dran war und die Gondel im Preis des Bus Shuttles inbegriffen war, habe ich mich für die Gondel entschieden. Schon beim hoch fahren kann man komplett Vancouver mit den darumliegenden Ortschaften, den Pazifik und die restlichen Bergeszüge sehen. Traumhaft! Oben angekommen lag erstmal Schnee. Gut, dass ich eine kurze Hose an hatte. Das Kältegefühl kam da oben aber gar nicht erst auf. Wahrscheinlich weil ich sah, dass ein paar Hundert Meter weiter ein großes Grizzly-Gehege ist. Dort voller Aufregung hingesprintet, habe ich die ersten Grizzlys in meinem Leben in real life gesehen und die Tiere sind einfach überwältigend! Vor allem wenn sie sich aufrichten und ihre Rangeleien austragen. Die Pranken sind so groß wie Schaufeln mit langen, fiesen Krallen und der Kopf ist riesig. Vor Allem dann zu erkennen, wenn sie beim Rangeln das Maul aufreissen und sabbern! Atemberaubend! Außerdem gibt es dort oben noch Lumberjack-Shows, Bird Shows, Ziplining und eine Aussichtsplattform, mit einer umwerfenden Aussicht! Übringens der Mitbewohner von Acassio (Azim) ist ein 47 Jahre alter Iraner, der in seinem Heimatland wegen seines Glaubens verfolgt wurde, zunächst nach Südkorea geflüchtet und dann nach Kanada gekommen ist. Er ist Klimaanlagenmonteur und wirklich ein richtig hilfsbereiter und super Kerl! Er hat mir u.A. Tips für weitere Jobs gegeben und mir eine günstige Bleibe für den Rest des Monats besorgt. Es ist auch noch direkt in Downtown (Haro Street), wo ich jetzt erstmal bis Ende des Monats bleibe und dann sehen werde, was sich in Vancouver noch so ergibt. Falls nichts geht, packe ich mein Zeug zusammen und fahre weiter. Vielleicht für ein paar Tage nach Seattle und von dort weiter nach Calgary, vielleicht aber auch nicht. Jeden Tag kann sich alles ändern! An das Gefühl muss ich mich ehrlich gesagt erst noch gewöhnen, aber geil ist es irgendwie schon!
Ich hoffe ihr habt eine gute Zeit. Bald gibt es mit Sicherheit mehr zu berichten!