Kleine Welt

03.07.2013 19:19
Servus Deutschland und viele Grüße aus Surrey!
Dort halte ich mich zur Zeit auf und mir geht es hier bestens! Es sind wieder etliche Sachen passiert, über die ich berichten kann.....
Die letzten Tage in Vancouver sind also vorerst mal gezählt, nachdem ich meinen Job im Cambie gekündigt habe und ausserdem mein "Mietvertrag" in Downtown auslief. Ich bin noch einmal in ein anderes Apartment gekommen, weil Eyyub (mein Mitbewohner aus Azerbaijan) aus seinem alten rausging und in ein größeres zog. Die letzten Tage in Vancouver waren sehr entspannt und vollgepackt mit Sonnenschein. Ich war viel draussen aktiv, bin im Stanley Park Joggen gegangen, war Schwimmen oder war am English Bay Beachvolleyball spielen. Das ganze war wenige Tage vor dem 31.05., also kurz bevor ich endgültig aus der Wohnung musste. Ich machte mir Gedanken wo ich als nächstes hin will. Noch in Deutschland gaben mir Freunde meiner Eltern die Nummer ihrer Verwandten in Surrey (ca. 30 km von Vancouver entfernt). Ich rief da also an und stellte mich bei Oma Trudy auf Englisch vor. Sie hat dann auf Deutsch geantwortet, gesagt ich solle sie duzen und mit mir einen Treffpunkt in Surrey vereinbart. Da es aber erst eine Woche später für sie ginge, musste ich irgendwie noch ein paar Tage in Vancouver bleiben. Ich fragte demnach Eyyub, ob mich seine Couch noch ein paar Tage aushalte. Es war für ihn kein Problem, da sein neuer Mitbewohner auch erst am 14.06. kam. An einem meiner letzten Arbeitstage unterhielte ich mich mit einem Kollegen aus Afrika, der für einige Zeit in Frankfurt am Flughafen gearbeitet hat. Wir sprachen also etwas über Deutschland, bis ich zufälligerweise "Schriesheim" gesagt hatte, er mich unterbrach und auf einmal anfing von der Strahlenburg zu reden. Mir ist erstmal die Kinnlade runtergefallen und ich musste laut anfangen zu lachen. Er war damals des öfteren in Leutershausen bei einem Kollegen vom Flughafen und kannte sich noch voll gut aus. Das ganze ist schon etliche Jahre her, aber er wusste noch vieles. Echt Wahnsinn! An einem anderen Tag beschloss ich in den Stanley Park zu gehen. Als ich dort Joggen war, entdeckte ich einen riesen Pool direkt am Rand des Stanley Parks. Vom Pool aus blickte man weit hinaus auf den Pazifik, wunderschön! Ich legte mich also nach ein paar Bahnen an den Rand bis mir eine junge Frau und ein Mann auffielen, weil sie Deutsch sprachen. Weil ich manchmal keinen Bock habe auf das immergleiche "und woher kommst du so" frage ich ab und zu nicht nach wenn mir Deutsche auffallen oder tue so als würde ich nichts verstehen. Da die beiden aber einen sympathischen Eindruck machten fragte ich halt doch mal: "Na, auch aus Deutschland?" Nachdem ich sagte, dass ich aus Heidelberg komme fragte mich der Mann (Peter) von wo genau. Ich antwortete ihm aus Schriesheim und er dann: "Oh Schriesheim...mein Geschäftspartner kommt auch aus Schriesheim. Ihr habt ja gerade viel Lärm mit dem Tunnelbau, richtig? Aber so wird wenigstens mal die Talstraße entlastet!" Und ich so: "Whaaaaaat?!!" Ich fliege doch keine 11 Stunden, um mich hier dann wieder über die prekäre Verkehrssituation in Schriesheim zu unterhalten!!! Nee, ohne Witz...ich musste echt lachen und kam mir ein bisschen vor wie bei Verstehen Sie Spaß, nur war weit und breit kein Frank Elstner zu sehen. Das war jedenfalls richtig verrückt! Ich traf mich zwar noch einmal mit einem aus Schriesheim, das war hingegen kein Zufall, sondern ein guter Tip vom Timo. Er kennt nämlich einen (auch ein Timo), der in Schriesheim aufgewachsen ist und nun in Vancouver lebt und arbeitet. Ich schrieb ihn also über Facebook an, erklärte ihm meine Lage und fragte ihn, ob er nicht vielleicht den ein oder anderen Rat für mich parat hätte. Er antwortete und schlug mir vor sich auf ein paar Bierchen zu treffen, wäre einfacher wie das ganze über Facebook zu handeln. Befand ich natürlich als einen sehr guten Vorschlag! Er erzählte mir u.A., dass er damals mit einem Kumpel auch als Work & Traveler gestartet ist und dass das Okanagan Valley im Sommer sowohl traumhaft schön, warm, voller Seen und Berge ist als auch gute Jobmöglichkeiten biete, weil sich dort viele Obst- und Weinbauern angesiedelt haben wegen der guten Witterungsbedingungen. War ein guter Abend mit viel brauchbarem Input. Die nächst größere Stadt im Okanagan Valley ist Kelowna und Kelowna wird auch mein nächstes Ziel sein! Zuvor aber noch alles zu Surrey. Nachdem ich nun Vancouver erstmal verlassen habe und Trudy Zeit für mich hatte, traf ich mich mit ihr und sie holte mich an der Skytrain Station in Surrey ab. Wir fuhren zu ihrem Haus und unterhielten uns über meine bisherige Zeit, meinen Plänen und die Familien. Dorthin kam dann kurze Zeit später auch ihre Tochter Marion. Ich berichtete ihr ebenfalls von meinen bisherigen Aktivitäten und Begegnungen und beide waren sehr erstaunt. Nach dem ersten kurzen Kennenlernen, fragte ich nach einem günstigen Motel oder Bed&Breakfast, worauf Marion erwiderte dass ich in ihrem Haus wohnen könne, wenn ich nichts gegen Hund und Katze hätte. Ich stimmte natürlich zu und so fuhren wir nach einem leckeren Abendessen, gekocht von Oma Trudy, zu Marion´s Haus, wo ich auch ihre beiden Söhne Josh und Tyler kennen lernte. Beide machten gleich einen coolen Eindruck und sie sind etwa in meinem Alter (23 und 19). Josh ist Mechaniker und bastelt gerade an seinem eigenen kleinen Geländetruck auf einem abgelegenen, aber schönen Gelände eines Freundes. Das ist ein sau großes Grundstück, worauf die Eltern u.A. Lamas halten. Voll witzig! Ich habe sie aber leider noch nicht spucken sehen. Josh richtet den Truck wieder komplett her, repariert den Motor und lackiert die Karosserie neu. Ich bot ihm an dabei zu helfen, was er dankend annahm. Wir sind mit dem Motor schon so gut wie fertig, die Felgen sind geschmirkelt, glänzen in frischem schwarz und die komplette Karosserie ist auch lackierfertig. Ist also bald ready for the road und ich lerne ein paar brauchbare Schrauberskills! Haha. Tyler (der jüngere) macht für verschiedene Hip Hop Acts, die in Vancouver und Umgebung auftreten, die Video- und Photoaufnahmen und ist hinterher bei den Interviews dabei. Gerade vor ein paar Wochen traf er Raekwon von Wu-Tang, Mos Def und MOP. Echt übel! Marion zeigte mir anschliessend mein Zimmer, den Rest des Hauses und stellte mich ihrem Hund Buddy vor, den ich schon kennen lernte, weil er mir beim Hereinkommen gleich entgegensprang. Ich war am Ende des Tages erstmal sprachlos, weil ich mit so einer Gastfreundschaft und so einem familiären Umgang nicht gerechnet hätte. Vor Allem nicht nach der kurzen Zeit. Aus den geplanten 2-3 Nächten in Surrey sind nun also 5 Wochen geworden und mir wird es schwer fallen die Familie zu verlassen! Nach den ersten paar Nächten bei den Christen´s beschloss ich meinen Kurztrip nach Seattle in Angriff zu nehmen und zu planen. Ich buchte 3 Nächte in Downtown und fuhr sonntags nach einer Party in Vancouver, wo ich mit Josh und Tyler hinging, etwa 5 Stunden mit dem Bus von Vancouver nach Seattle. Das erste, was einem auffällt, wenn man auf dem Highway in die Stadt fährt, ist der futuristisch aussehende Space Needle. Downtown wirkt von aussen nicht wirklich groß. Da Seattle aber auch direkt am Wasser liegt, hat sie in Verbindung mit der Skyline, dem Space Needle und dem großen Public Market einen tollen Flair. Seattle ist sehenswert und in den 3 Tagen kaufte ich ein, erkundete die Stadt, ging auf die Aussichtssplattform des Space Needles und besuchte ein Baseballspiel der Seattle Mariners gegen die Houston Astros. Das Spiel und die Atmosphäre im Stadion war echt der Hammer, zumal wir einen super guten Blick auf´s Spielfeld hatten. Direkt hinter der ersten Base. Im Hostel lernte ich zwei Schweizerinnen kennen, die einen Kanada/USA Trip machen und mit auf das Spiel wollten. Die erste Begnegung war ganz lustig. Ich erkannte erstmal nicht, dass sie aus der Schweiz kommen, weil ihr Schwizerdeutsch wie aus einem Maschinengewehr aus ihren Mündern kam und ich es für eine aussereuropäische Sprache hielt. Haha. An den anderen Tagen besuchte ich den Public Market. Der liegt direkt an der Waterfront Seattle. Man bekommt dort frische Lebensmittel, Souvenirs, Artikel der Natives, Bilder, Skulpturen und jede Menge anderer Kunstartikel. Nicht weit vom Public Market befindet sich die Gum Wall (eine Wand, an der sich tausende gekaute Kaugummis befinden). Eigentlich voll eklig, aber Amis halt. Hehe. Nachdem ich dort auch etwas rumflaniert bin, fragte ich eine Person nach dem ersten Starbucks und nach der Beschreibung hätte ich an dem schon längst vorbei kommen müssen. Ich stellte dann fest, dass ich an ihm vorbei gelaufen bin, ohne es zu merken. Der erste Starbucks ist mega klein und von aussen kaum wahrzunehmen, wenn man nicht die Schlange davor sehen würde. Da am Public Market aber generell viel los ist, fiel die Schlange nicht auf. Zurück in Surrey gestaltete ich die nächste Zeit um die Familie besser kennenzulernen. Ich war also viel mit Josh und Tyler unterwegs, arbeiten am Truck,  mit Oma Trudy und Marion nochmal in den Staaten, oder einfach daheim. Vor wenigen Wochen machte ich mit Josh und Freunden von ihm einen Road Trip über das Wochenende in ein Camp etwa 4 Stunden Autofahrt von hier. Manche Stellen des Highways hier ähneln eher einer Achterbahn, aber wir sahen wenige Meter vor uns einen Schwarzbären über die Straße laufen. Ganz gemütlich und ohne jede Aufregung hat er die Straße gekreuzt. Leider war die Kamera nicht griffbereit, da war er schon wieder im Wald verschwunden. Dort angekommen war ich erstmal baff von den vielfältigen Möglichkeiten und der Natur um das Camp. Sie hatten dort Hockeycourts, Basketballcourts, Beachvolleyballplätze, einen großen Pool, einen Fußballplatz, einen Hochseilgarten und einen campeigenen See. Alles top gepflegt! Das Wochenende hat richtig Spaß gemacht und wir konnten alles nutzen, was geboten wurde! Vor ein paar Tagen bin ich mit Tyler nach Vancouver gefahren, weil er auf einer Party arbeiten musste. Wir waren auf einem Schiff mit 2 Floors und Live Acts. Das Schiff hat dann vom Hafen abgelegt und ist bis kurz vor die Küste gefahren wo es angelegt hat und man einen tollen Blick auf die Skyline von Vancouver hatte. Meinen ersten Canada Day am 01.07. feierte ich auch in Vancouver. Das ist der Nationalfeiertag Kanadas. Alle Leute sind draussen und schmücken sich, ihre Häuser und Autos mit der kanadischen Flagge. Die Hauptstrasse in Vancity (Granville Street) war für Autos gesperrt. Dort wurde Platz geschaffen für Musiker, Straßenkünstler, Maler, Breakdancer und Künstler aller Art. Durch die Stadt zogen Paraden und der Tag endete mit einem großen Feuerwerk in Vancouvers Hafen, echt cool! Ich habe an dem Tag auch nochmal Azim in einem Café getroffen und wir unterhielten uns eine Weile. Im Cambie habe ich auch nochmal vorbeigeschaut, um zu sehen ob der Laden auch ohne mich läuft. Natürlich nicht, alles drunter und drüber! Muahaha.
Hier in Surrey kann ich einige Sachen von mir lassen wenn ich weiterziehe, weil schon lange nicht mehr alles in mein Rucksack passt. Ich habe hier quasi eine Art Homebase und wenn irgendwas sein sollte, kann ich jederzeit einen Bus nach Surrey nehmen und wieder hierher kommen. Das vereinfacht vieles und ist gut für´s Gewissen! Bald geht es weiter nach Kelowna. Ich bin gespannt und freue mich darauf, was dort alles auf mich zukommt! 
Habt eine gute Zeit und haut rein!